English   Impressum
 
 
M100 Beirat Standort Presse Partner/Links Kontakt
 
Sanssouci Colloquium
Medien Preis
Jugend Medien Workshop
Offshoot Workshop
Idee
2005
2006
2007
2008
2009
2010
Bewerbungstexte
Agenda
Teilnehmer
Workshops
Ergebnisse

Misslungene Integration / geglückte Integration - Meine Erfahrungen mit Integration und den Medien in meinem Land

Von Angelika Pentsi

Die erschütternde Nachricht kam an einem Sonntagmorgen im Januar, „Integration gescheitert“, titelte die Welt am Sonntag (WamS) in fetten schwarzen Lettern auf Seite vier. Aufhänger des Artikels war eine Studie zur „Lage der Integration in Deutschland“, die das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung gerade veröffentlicht hatte. Ihr zentrales Ergebnis lautete: Die Integrationserfolge in Europas Einwanderungsland Nr. 1 sind je nach Herkunft unterschiedlich. Migranten aus EU-Staaten und Aussiedler seien überwiegend gut integriert, Einwanderer aus dem ehemaligen Jugoslawien, aus Afrika und der Türkei dagegen eher schlecht. Die Fakten aus dem Bericht gab der Autor der WamS gewissenhaft wider. Dennoch machte sich beim Lesen das ungute Gefühl breit, nicht hundertprozentig unvoreingenommen informiert zu werden. So heißt es beispielsweise in der Unterzeile, „viele der 15 Millionen Migranten schotten sich ab“, an anderer Stelle, „ein bedeutender Teil der Migranten verweigert sich der Integration.“ Zwei Absätze weiter liest man: „Obwohl die meisten türkischen Migranten schon lange hier leben und knapp die Hälfte von ihnen hier geboren wurde, zeigen sie kaum Bereitschaft zur Integration.“ Dass zur Integration (ob gelungen oder misslungen) immer zwei gehören, also die Mehrheitsgesellschaft ebenso wie die ethnische Minderheit, wird hier übergangen.

Keine Frage, das Schreiben über Integration ist eine heikle Angelegenheit. Das Thema ist ideologisch und emotional aufgeladen, da wiegt jedes Wort. Umso schwerer aber wiegt auch die Verantwortung der Journalisten. Dass sie dieser häufig nicht gerecht werden, haben zahlreiche kommunikationswissenschaftliche Studien nachgewiesen. Migranten, so der Tenor, sind in den Medien weder quantitativ noch qualitativ angemessen repräsentiert, d. h.: Es wird zu wenig, und wenn, dann negativ verzerrt berichtet. Dies ist der Identifikation mit der Mehrheitsgesellschaft ebenso wie der Akzeptanz durch diese abträglich. Anstatt Integration zu fördern, hemmen die Medien sie eher.

Die Ursache für das mediale Zerrbild ist wohl kaum in der politischen Gesinnung der Medienmacher zu suchen. Immer wieder belegen Umfragen, dass ein Großteil der Journalisten eher dem linken Spektrum zugetan ist. Das schließt umgekehrt aber nicht aus, dass mehr Vielfalt unter den Medienmachern auch mehr Vielfalt in die Medien bringen könnte. Fakt ist: Jeder Fünfte in Deutschland hat einen Migrationshintergrund, aber nur jeder 50. Journalist kommt aus einer Einwandererfamilie, „Platz ist für sie nur in der Multikulti-Nische“, schreibt Miltiadis Oulios in einem Beitrag für die Zeit. Das liege zum Teil an den beruflichen Präferenzen der Migranten, konstatiert der Autor. „Wer es als ‚Ausländer‘ auf die Universität schafft, wird lieber Arzt oder Rechtsanwalt.“ Aber das sei nicht der einzige Grund für den niedrigen Anteil von Migranten unter Journalisten. „Viele Deutsche trauen Migranten wenig zu. Es gibt Journalisten, die hier aufgewachsen sind, studiert haben und sich am Anfang ihrer Karriere trotzdem vielsagende Sätze anhören müssen. Etwa ‚Sprechen Sie Deutsch?‘ oder ein überraschtes ‚Das war aber professionell!‘“

Ich bin in meiner bisherigen journalistischen Laufbahn noch nie solchen Vorurteilen begegnet. Der Umstand, dass ich gebürtige Griechin bin, spielt im Berufsalltag keine Rolle. Offenbar geht es aber nicht jedem Journalisten mit Migrationshintergrund so.

Angelika Pentsi ist 28 Jahre alt und lebt in Berlin. Momentan macht sie ein Redaktionsvolontariat bei der Märkischen Allgemeinen Zeitung.

 
 
 
 
  von Sviatlana Dzenisevich,
Weissrußland
     
  von Benjamin Bergeman,
Deutschland
     
 

von Teodora Kostadinova,
Bulgarien

     
  von Kübra Yücel,
Deutschland
     
  von Cristiana Moisescu,
Rumänien
     
  von Angelika Pentsi,
Deutschland

     
  von Anna Petroulaki,
Griechenland
     
  von Katrin Dreher,
Deutschland
     
  von Indre Zdanciute,
Litauen
     
  von Victoria Graul,
Deutschland
     
  von Patricia Curmi,
Großbritannien
     
  von Felix Sebastian Gaedtke,
Österreich
     
  von Kary Morris,
Deutschland