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Integration ist Geschichte, Partizipation ist Zukunft.

Warum wir Integration aus unserem Wortschatz, unseren Köpfen und schon gestern aus der Politik verbannen sollten. Ein Plädoyer.

Von Kübra Yücel

Integration ist das Thema meiner Jugend. Auf unzähligen Konferenzen, Seminaren und Podiumsdiskussionen rätselten andere und ich, was schief läuft in Deutschland. Auf dem Jugendintegrationsgipfel diskutierte ich mit unserer Bundesintegrationsbeauftragten und unserer Kanzlerin. Mit Letzterer wurde ich für die Presse abgelichtet. Das Foto erscheint noch heute in Zeitungen als Symbolfoto für Integrationspolitik.

Heute bin ich 21 und finde, Integration sollte verboten werden. Sie ist ein künstlich erschaffenes Phänomen, das homogenisiert wurde und in gesellschaftlichem Stillstand mündet. Künstlich erschaffen deshalb, weil es eigentlich keine Integration geben kann. Dem Wörterbuch zufolge bedeutet Integration „Eingliederung in ein größeres Ganzes“. Es gibt in Deutschland jedoch kein „größeres Ganzes“, keine „eine deutsche Gesellschaft“, an der sich ein Migrant orientieren könnte. Was also zeichnet das „große Ganze“ aus? Damit wären wir beim never-ending Thema deutsche Leitkultur - dem vergeblichen Versuch „Deutschsein“ zu definieren. Integration bedeutet – radikal formuliert - Homogenisierung. Um sich zu integrieren, muss man Teile seiner Persönlichkeit und seines Ichs aufgeben. Sich einpassen, sich verlieren.

Besonders gefährlich: Integration mündet in gesellschaftlichem Stillstand. Wenn Migranten sich in ein „großes Ganzes“ integrieren, sich dem Heute anpassen, dann bleibt die Gesellschaft, wo sie ist. Sie versäumt es, das wichtigste Kapital – die Vielfalt – für sich zu nutzen. Erst durch neue Ideen und Einflüsse kann sich die Gesellschaft nämlich wandeln und fortschreiten.

Ich habe mich nie integriert. Fatih Akin, Feridun Zaimoglu, Charlotte Roche, Samy Deluxe, Wladimir Kaminer, Jasmin Tabatabai, Cem Özdemir, Tarek Al-Wazir, Mehmet Kurtulus oder Mesut Özil haben sich auch nie integriert. Sie haben partizipiert, die Gesellschaft durch ihre Vielfalt bereichert und sich einen Platz in der Welt geschaffen. Jetzt sind sie Teil des „großen Ganzen“, Deutschlands. Sie sind integriert. Nicht aber weil sie sich bewusst integriert haben, sondern weil sie partizipiert haben.

Partizipation ist also das Stichwort. Was gefördert und gefordert werden muss ist gleichberechtigte Teilhabe. Jedes Individuum sollte sich einbringen, die Gesellschaft und das Leben mitgestalten. Dies muss gewährleistet sein. So kann ein Migrant sich selbst treu bleiben, seine Vielfalt nutzen; die Gesellschaft kann wandeln und fortschreiten.

Kübra Yücell ist 21 Jahre alt und Studentin der Politikwissenschaften an der Universität Hamburg. Sie ist freie Journalistin und hat ihren eigenen blog: http://ein-fremdwoerterbuch.blogspot.com/

 
 
 
 
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