[...] Die neuen Herausforderungen und Bedrohungen des 21. Jahrhunderts sind vor allem eines, nämlich unübersichtlich. Um sie zu bewältigen, müssen wir sie zunächst besser begreifen. Sicher, das ist in erster Linie Sache von Experten, aber jede Expertise braucht auf dem Weg zu den vielen Nichtexperten, zu den Millionen Nichtexperten, die all das verstehen müssen, Übersetzer. Und Verständnisschneisen durch das Dickicht der Verhältnisse zu schlagen, genau das ist aus meiner Sicht die Aufgabe der Medien. In Zeiten wirklich neuartiger Herausforderungen brauchen wir sie deshalb dringender denn je. Und wir erleben dabei ein verblüffendes Paradoxon. Wir erfahren auf der Ebene der Bilder und der Phänomene weit mehr und schneller über das Geschehen überall auf dieser Welt als jede Generation vor uns. Aber mit der Vielfalt, mit der Vielfalt der Informationen scheint zugleich die Verwirrung darüber zu wachsen, was diese Bilder, was diese Phänomene eigentlich bedeuten und was für Schlüsse wir daraus ziehen müssen.
[...] Oft genug sitzen Medien und Politik sich an verschiedenen Seiten des Tisches gegenüber. Das muss auch so sein. In dieser einen, aus meiner Sicht immer mehr grundsätzlichen, Frage jedoch ziehen wir am selben Strang. Freiheitliche Medien und demokratische Politik brauchen Selbstverständigung der Gesellschaft, und zwar brauchen wir das wie die Luft zum Atmen. In dieser Frage tragen wir auf jeweils unterschiedliche Weise gemeinsam Verantwortung für die Zukunft unserer Gesellschaften und dies erst recht in den Zeiten internationalen Krisen. Lassen Sie uns gemeinsam diese Verantwortung wahrnehmen. [...]