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[...] Es ging nicht darum, dass zahlreiche Journalisten und Zeitungen in Europa sich über die Verletzung der angeblichen Toleranz entrüstet haben, sondern es ging darum, dass sehr viele Journalisten, das ist mir auch mündlich mitgeteilt worden, Angst hatten, diese Karikaturen, diese Bilder zu veröffentlichen. Das halte ich sogar für legitim. Wenn man der Meinung ist, man möchte nicht ein bestimmtes Risiko eingehen durch die Publikation eines Artikels, dann kann man das machen. Niemand ist gezwungen, dies zu tun. Interessant war einfach die Art und Weise, wie das begründet und wir argumentiert wurde. Und das für mich eigentlich das etwas Traurige.
(...) Ich neige nicht zu Kulturpessimismus oder zu Weltuntergangsszenarien. Aber das hat mich am Anfang dieses Jahres verstört. Denn wenn wir uns diese ganze Episode so vor Augen führen, dann müssen wir doch feststellen, dass viele Vertreter der europäischen Medien in diesem Moment Angst gehabt haben, um es beim Namen zu nennen, ihre Kernaufgabe wahrzunehmen, nämlich die Realität so darzustellen, wie sie ist. Man hat sich einschüchtern lassen. Und aus meiner Sicht nicht legitim: Man hat die dänischen Kollegen kritisiert, um sozusagen den eigenen durchaus auch legitimen Impuls nicht nachzugeben. Vielleicht hat man sich geschämt, ich weiß es nicht, was die Motive waren, auf jeden Fall hat man es nicht so dargestellt, wie es ist.
Und Charles Moore hat das sehr schön in einem Editorial mal im Daily Telegraph dargelegt, dass wir tatsächlich in gewissen Bereichen Europas, was dieses Thema angeht, eine vielleicht zentrale Konfliktlinie, die uns in den nächsten Jahren noch beschäftigen wird, dass dort die Medien eigentlich nicht den Mut hatten, frei und offen die Dinge beim Namen zu nennen. Ein Indiz dafür, dass die Kultur – wenn man so will, etwas hochgestochen formuliert die Kultur der Freiheit, der Kultur der Demokratie, deren Resultat und deren Garant die Medien bis zu einem gewissen Maß sind – dass diese Kultur in bestimmten Territorien Europas so einfach nicht mehr in vollem Ausmaß gelebt werden kann. Ganz ausgeprägt ist mir das in England aufgefallen, wo mir englische Kollegen ganz offen gesagt haben, sie hätten das zwar gern gemacht, aber sie hätten sich nie getraut, diese Karikaturen abzudrucken aus Angst vor Vergeltungsmaßnahmen.

(...) Ich teile den Optimismus Bernard-Henri Lévys, was sozusagen die Notwendigkeit und auch den Fortbestand medialer Selbstverständigung oder des ewigen Tischgesprächs angeht. Ich bin besorgt, wenn ich solche Phänomene beobachte wie den Karikaturenstreit. Und ich bin etwas verärgert, wenn ich sehe, wie hoch geschätzte Kollegen von mir, die ich bewundere, die ich respektiere, in dieser Auseinandersetzung aus meiner Sicht die falschen Argumente präsentiert haben. (...)

   
   
 

  by Matthias Platzeck
     
  by Bernard-Henri Levy
     
  by Roger Köppel