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Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,
sehr geehrter Herr Westergaard,
sehr geehrter Herr Gauck,
lieber Lord Weidenfeld,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

ich möchte Sie als Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Potsdam zur 6. Preisverleihung anlässlich des M 100 Colloquiums ganz herzlich begrüßen.
Seit 2005 veranstaltet die Landeshauptstadt dieses Treffen mit vielen Partnern und Unterstützern. Die Idee ist im Rahmen unserer Bewerbung zur Kulturhauptstadt 2010 entstanden. Wenn ich (nicht nur die heutige) Veranstaltung ansehe, dann sage ich ganz bescheiden, diese Qualität einer europäischen Kulturhauptstadt hat das Colloquium ganz sicher erreicht.
Uns lag sehr am Herzen, dass Potsdam mit seinen Qualitäten – die einzigartige Kulturlandschaft, eine weltoffene junge Wissenschaftsstadt, verbunden mit einem geschichtlichen Esprit - zu einem außergewöhnlichen Dialog der wichtigsten europäischen Meinungsmacher anregt.
Wir konnten im Laufe der Jahre in Deutschland namhafte Medienmacher  für den M 100-Beirat gewinnen, die auch in diesem Jahr wesentlich zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen haben. Ihr Zuspruch, sehr geehrte Beiratsmitglieder, hat uns vielfach sehr geholfen, vielen Dank! Und 75 hochkarätige Teilnehmer aus 16 Ländern ist eine sehr beeindruckende Bilanz.
Nicht zuletzt möchte ich auch ganz herzlich einen der Väter und maßgeblichen Unterstützer begrüßen – Lord Weidenfeld – er ist ein Garant für die Qualität der bisherigen Veranstaltungen gewesen. Herzlich Willkommen George!

In diesem Jahr können wir zum 6. Mal den M 100 Medienpreis verleihen. Wir möchten mit dem Preis Persönlichkeiten ehren, die die berühmten „Fußspuren“ in der Geschichte hinterlassen haben. In diesem Jahr passend zum Thema Pressefreiheit freue ich mich besonders, dass wir mit Kurt Westergaard eine Person ehren, die zum Symbol für die Bedeutung der Presse- und Meinungsfreiheit geworden ist. Unabhängig davon, wie man zu seinen Karikaturen steht – über Geschmack lässt sich bekannt er Weise vortrefflich streiten – für uns muss unverrückbar feststehen: Durch Androhung oder gar Anwendung von Gewalt dürfen Meinungsäußerungen nicht verhindert werden. Wenn Kurt Westergaard eine höhere Sicherheitsstufe als die amerikanische Außenministerin hat, dann ist die Grenze des Erträglichen bei weitem überschritten, und es ist unsere Pflicht zur Verteidigung der Meinungs- und Pressefreiheit, Kurt Westergaard bei Seite zu stehen. Hier soll der Preis ein deutliches Zeichen setzen!
Denn meine Damen und Herren,
Presse- und die Meinungsfreiheit sind ein Zwillingspaar, das für die Demokratie unverzichtbar ist. Sie sind die Grundlage für eine freie, selbstbestimmte Gesellschaft. Und daher liegt es in unser aller
Verantwortung in diesem Sinne wachsam zu sein und jeder Einschränkung dieser Rechte Einhalt zu gebieten.
Vielleicht mag der eine oder andere von Ihnen schmunzeln, ob meines Plädoyers als Politiker für die Pressefreiheit – doch ich sehe sie als unverzichtbar an, obwohl es für mich mitunter zu schwierigen Diskussionen führt. Aber solange Sie, meine Damen und Herren Chefredakteure, die journalistische Sorgfalt sichern und nicht dem ökonomischen Druck zu Lasten der Qualität erliegen, wird es ein für unsere Demokratie und Gesellschaft gedeihliches Miteinander von Presse und Politik geben.
Kontroverse Diskussionen fördern den gesellschaftlichen Diskurs.
Ein interessantes Beispiel hat in den letzten Tagen unsere Republik beschäftigt: Die polarisierenden Thesen von Thilo Sarrazin zum Thema Migration und gesellschaftlicher Entwicklung. Die Aussagen von Herrn Sarrazin befremden mich zwar in Art und Duktus, aber schon Voltaire sagte: „I ch stimme zwar nicht mit I hren Aussagen überein, werde mich aber dafür einsetzen, dass Sie sie überall sagen dürfen“. Die Auseinandersetzung in der Öffentlichkeit und nicht zuletzt in den Medien habt mir deutlich gezeigt, dass hier durch Presse- und Meinungsfreiheit ein gesellschaftlicher Diskurs über dieses wichtige Thema gefolgt ist. Ich hoffe, dass populistische Thesen als solche entlarvt werden können und wir die Akzeptanz für ein sinnvolles gesellschaftliches Miteinander stärken können. Dabei möchte ich auch dem Eindruck entschieden entgegentreten, dass hier zu Lasten einer Religion und deren Gläubigen gehandelt wird. Alle Religionen sind uns willkommen, wie bereits der Preußenkönig Friedrich der Große sagte, jeder soll nach seiner Facon selig werden, solange er der anderen kein Abbruch tue“

Meine sehr geehrten Damen und Herren,
es ist mir heute eine ganz besondere Freude, bereits zum zweiten Mal die Bundeskanzlerin Frau Dr. Merkel bei M 100 begrüßen zu können. Es ist uns eine besondere Ehre, dass Sie, verehrte Frau Bundeskanzlerin, sich bereit erklärt haben, heute die Hauptrede zum Thema Pressefreiheit zu halten. Ich nehme es in diesem Fall persönlich und als Wertschätzung für das Colloquium.
Herzlich Willkommen und vielen Dank Frau Bundeskanzlerin.
Zuvor möchte ich jedoch Christopher Walker ankündigen. Christopher Walker ist Director of Studies der in Washington, D.C. beheimateten Organisation Freedom House. Freedom House fördert weltweit das Konzept der liberalen Demokratie und untersucht jährlich – ähnlich wie Reporter ohne Grenzen – den Stand der Pressefreiheit in der Welt. Christopher Walkers leitet ein Forscher- und Analystenteam, das sich verschiedenen Themen widmet, u.a. auch der Pressefreiheit. Seine Artikel über Pressefreiheit und Demokratiefragen sind weltweit veröffentlicht worden, u.a. im Wall Street Journal, der New York Times, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Welt und The Moscow Times. Heute wird Ihnen Mr. Walker eine kurze Zusammenfassung der Konferenz und einen Überblick über die Situation der Pressefreiheit in Europa geben.
Bevor wir gemeinsam Christopher Walker begrüßen, möchte ich mich noch kurz bei unseren diesjährigen Unterstützern ganz herzlich bedanken, insbesondere beim Medienboard Berlin-Brandenburg, dem Auswärtiges Amt und den Sponsoren Air Berlin, 
den Kooperationspartnern Reporter ohne Grenzen, der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, dem Land Brandenburg und medianet.berlin-brandenburg.
Und nun: herzlich Willkommen Christopher Walker!

 


   
 
 
  Jann Jakobs
  Christopher Walker
  Angela Merkel
  Joachim Gauck
  Kurt Westergaard