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Die im Video dargelegten Themen wurden in den zwei folgenden Sitzungen der Arbeitsgruppe als auch in der abschließenden Plenardebatte der Konferenz wieder aufgegriffen. Eine Sitzung beschäftigte sich mit den europäischen Medien und damit, wie sie über die moslemische Welt berichten. Die zweite Sitzung konzentrierte sich auf die Medien der Arabischen Welt. In der Podiumsdiskussion während der zusammenfassenden Plenarsitzung wurden Schlussfolgerungen über die Themen des Tages gezogen.

Hauptpunkte, die von den Teilnehmern angesprochen wurden:

Selbstzensur - Wo zieht man die Linie zwischen Selbstzensur und Redaktionslinie? Dies war eine der Fragen, die im Zusammenhang mit der europäischen Berichterstattung aufkamen. Während etliche Teilnehmer Selbstzensur für unumgänglich und politisch ratsam halten und / oder im Interesse der nationalen Sicherheit sehen, warnte einer der Teilnehmer davor, dass Selbstzensur in Europa in gefährlichem Ausmaß übertrieben wird. Mehrere Teilnehmer bestanden darauf, dass Redefreiheit an erster Stelle stehe und dass man mit Selbstzensur oder Zurückhaltung, wie zum Beispiel bei der Veröffentlichung der dänischen Karrikaturen, Gefahr läuft, der politischen Ausnutzung der Ereignisse Tür und Tor zu öffnen. In der Arabischen Welt, in der sich die Medien größtenteils in den Händen der Regierungen oder der Machthaber der Länder befinden, muss Selbstzensur als eine wesentliche Schutzmaßnahme gegen willkürliche Entlassungen oder Schließung angesehen werden. Ein Teilnehmer erklärte sogar, dass von den Medien im Nahen Osten erwartet wird, als Fließband für autorisierte Information zu fungieren anstatt zu analysieren und die Sachverhalte zu erläutern. Ein weiterer Teilnehmer argumentierte, dass die Medien im Nahen Osten allerdings immer wieder einen kleinen Vorstoß wagen und dabei schrittweise, aber grundlegend die öffentlichen Schauplätze, in denen sie agieren, umgestalten. Während arabische Medien im Westen oft kritisiert werden, empfanden die arabischen Teilnehmer, dass die Umstände, in denen sie arbeiteten, bisweilen nicht wirklich anerkannt werden und dass der Mut vieler arabischer Journalisten, die gefangengehalten wurden oder denen noch Schlimmeres passiert ist, keine Beachtung findet oder dass darüber nicht berichtet wird. Es wurde die Frage aufgeworfen, ob gesamtarabische Sender eher gegen Beeinflussung gefeit seien, wobei einige arabische Teilnehmer bestätigten, dass die gesamtarabischen Medien nicht weniger gefährdet seien als die nationalen Medien, zumindest insofern, als dass sie vom guten Willen der Machthaber dieser Länder, die sie finanzieren, abhingen. Andere beharrten darauf, dass sich Sender wie Al Jazeera und Al Arabiya einen größeren Freiraum mit der Erschließung neuer Horizonte geschaffen haben. Dies hatte einen demokratisierenden Effekt. Machen sie allerdings so gut wie möglich Gebrauch von dieser Chance oder unterliegen sie in bestimmten Fällen populistischem Druck?

Öffentliche Meinung - Es gab verschiedene Ansichten über die Auswirkung und den Einfluss des einfachen Arabers auf der Straße auf die Berichterstattung der Medien im Nahen Osten. Es gäbe viele verschiedene „Straßen“. Darüberhinaus sei ihre Fähigkeit, die Medien zu beeinflussen durch das Fehlen von Demokratie geschwächt. Dies bedeutete, dass es der öffentlichen Meinung an Legitimität mangelt und damit ihre Macht über die Medien geringer wird. Mehrere Teilnehmer warnten davor, davon auszugehen, dass es in der Islamischen Welt eine stille Mehrheit von Gemäßigten gebe, über deren Ansichten nicht genügend berichtet werden würde. Einige Redner bestanden auch darauf, dass im Nahen Osten einfach keine Mäßigung existiere. Es wurde auch behauptet, dass die westlichen Medien wenig Interesse am gemäßigten Islam hätten und stets auf der Suche nach Fundamentalisten und Extremisten seien.

Kulturelle Kluft - Transnationale Medien und Internet-Blogger und auch eine bessere Bildung könnten Schritt für Schritt dazu beitragen, die kulturelle Kluft, die sich so oft in den Reportagen widerspiegelt, zu verkleinern. Aber momentan reflektiert die Berichterstattung immer noch die den jeweiligen Medien zugehörige Kultur und deren historisches Gedächtnis. Man argumentierte, dass die arabischen Medien zwangsläufig eine Welt wiedergeben, in der die westlichen Länder nach wie vor durch das Prisma der Kolonisation und Ausbeutung betrachtet werden. Gleichzeitig gebe es aber auch Bewunderung für und Neid auf den technologischen Fortschritt des Westens.

Macht und Einfluss - Die arabischen Teilnehmer waren geteilter Meinung über die Macht ihrer Medien bei der Beeinflussung von Entscheidungsträgern. Da demokratische Strukturen fehlen, seien die Medien so etwas wie ein „zweiter Stand“, den die Regierungen nicht ignorieren könnten. Es wurde dafür plädiert, dass transnationale Nachrichten, die rund um die Uhr ausgestrahlt werden, zwangsläufig maßgebliche Auswirkungen haben werden, die sogar die autoritärsten Regime im Nahen Osten nicht ignorieren könnten. Demgegenüber warnten andere Redner, dass es sich die großen Sender nicht leisten könnten, die starke Hand der Obrigkeit zu ignorieren und sich für grössere Freiheiten und Verfassungsreform stark zu machen. Sogar dort, wo Korruption oder Folter von den arabischen Medien aufgedeckt wurden, zeigte dies keine Wirkung bei den herrschenden Eliten.

Nachrichten und Reportagen - In ihren Reportagen über den Mittleren Osten konzentrieren sich die arabischen und europäischen Medien hauptsächlich auf drei Themen: die arabisch-israelischen Beziehungen, Irak und regionale Angelegenheiten. Der Redakteur einer unabhängigen Tageszeitung in Jordanien lieferte gewichtige Argumente für eine abwechlungsreichere Gestaltung der Reportagen und dafür, einheimischen Ereignissen und Themen mehr Raum zu geben. Dies würde ihre Glaubwürdigkeit und Legitimität stärken. Europäische Medien wurden dazu angehalten, ihre Reportagen über islamische Minderheiten in Europa zu erweitern.

Professionalität in den arabischen Medien - Effektive Berichterstattung leide schwer unter dem Mangel an gut ausgebildeten Journalisten. Dies werde von denen, die die arabischen Medien kritisieren, nicht ausreichend anerkannt.

Nichtarabische Medienanstalten, die im
Mittleren Osten senden
- Etliche Teilnehmer forderten die westlichen Nachrichtenanstalten mit der Frage heraus, warum Großbritannien, Russland, Deutschland und Frankreich enorme Summen für die Entwicklung von Fernsehsendern in Arabisch, die auf ein Publikum im Nahen Osten abzielen, ausgeben. Hat dies propagandistische Gründe und dient der Förderung von nationalen politischen und kommerziellen Interessen oder war es ein Versuch, den Zuschauern und Zuhörern im Nahen Osten neue Horizonte zu eröffnen und ein exakteres Bild anderer Kulturen zu vermitteln? Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass diese nicht aus dem Mittleren Osten stammenden Sender dafür vorgesehen sind, beide Zwecke zu erfüllen. Obwohl es offenkundig wenig Kritik am Inhalt der Programme gab, empfanden einige der arabischen Teilnehmer, dass zumindest etwas von dem Geld, das für diese Auslandsnachrichtendienste ausgegeben wurde, der Ausbildung von mehr arabischen Journalisten zukommen sollte. Es wurde besonders beanstandet, dass die BBC Journalisten für ihren neuen arabischen Fernsehsender von arabischen Sendern abgeworben hatte.


   
 
 
In Szene setzen: Die Darstellung „des Anderen“
nach außen und nach innen



Die Medien Europas und der Arabischen Welt:
Wie im In- und Ausland über das „Andere“
berichtet wird