Die Sitzung nutzte eine Reihe von Videoclips, die veranschaulichen sollten, wie über die gleichen Ereignisse oft in völlig verschiedener Art und Weise in Europa und im Nahen Osten berichtet wird. Die Clips zeigten allerdings auch, inwieweit die Berichterstattung nicht selten innerhalb derselben kulturellen und geographischen Sphäre an verschiedene Publikumsgruppen angepasst wird. Journalismus wird also in vieler Hinsicht mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert, unabhängig von geographischer Lage oder Kulturkreis.
Die Videoclips wurden von Bridget Kendall, Diplomatische Korrespondentin der BBC, und Jasim Al-Azzawi, Moderator der Sendung „In Irak“ beim englischsprachigen Zweig von Al-Jazeera, präsentiert, die beide an der Auswahl des Themas und der Bilder beteiligt waren.
Es begann mit Clips der umstrittenen Veröffentlichung der dänischen Karikaturen, die Mohammed parodierten, und in denen grundverschiedene Interpretationen der moslemischen Reaktionen gezeigt wurden. Das europäische Fernsehen nutzte Bilder von gewalttätigen Straßenprotesten als Beleg für arabischen Extremismus, während sich die arabische Berichterstattung auf friedliche Proteste gerechtfertigter Verteidigung des islamischen Glaubens konzentrierte. Darüber hinaus sah man in Europa den Karikaturenstreit als einen Test für Redefreiheit an. Im scharfen Gegensatz dazu betrachtete man ihn in der Arabischen Welt als eine Beleidigung des Islam.
Im zweiten Clip wurde der Libanon-Krieg im letzten Jahr dazu verwendet, um zu erfragen, inwieweit Einschränkungen bei der Berichterstattung die Reportage und die Interpretation der Ereignisse beeinträchtigten. Es wurde dargestellt, wie zwei britische Fernsehsender grundverschiedene Versionen des Krieges zeigten. Ein Sender strahlte Vorortberichte von libanesischen Dörfern aus, die angegriffen wurden, und verband dies mit einer Analyse der Auswirkung des Krieges auf Libanon. Ein anderer Sender gab sich mit einem bei den israelischen Streitkräften eingebetteten Reporter zufrieden, der in seiner Reportage stark durch das begrenzte Material, das ihm zur Verfügung stand, eingeschränkt war.
Der nächste Clip illustrierte, dass sogar im Zeitalter der multinationalen Fernsehsender politisch sensible Dokumentarfilme auf verschiedene Publikumsgruppen zugeschnitten werden. Eine in Großbritannien produzierte Serie über arabisch-israelische Beziehungen mit dem Titel „50 Jahre Krieg“ musste auf subtile Weise angepasst werden, um sich für seine drei Vertriebsgebiete, nämlich Publikumsgruppen in Großbritannien, den USA und arabischen Ländern, zu eignen.
Die Eröffnungsszenen wurden für jede Version neu arrangiert. Zusätzlich wurde der Titel der Serie für die Aufführung in der Arabischen Welt geändert. Er wurde in „50 Jahre Auseinandersetzung“ geändert.
Die letzte Sitzung wandte sich Internet-Blogging und seiner Auswirkung auf Nachrichten und Reportagen des Zeitgeschehens seitens etablierter Fernsehsenders zu. Webseiten wie zum Beispiel YouTube gelingt es oft, beim bildlichen Festhalten von Geschehnissen den planmäßigen Fernsehprogrammen voraus zu sein. Es zeichnete sich auch ab, dass diese Webseiten eine Herausforderung an die Zensur, einschließlich der Selbstzensur, die von Medienanstalten ausgeübt wird, stellen.
|