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Meine sehr geehrten Damen und Herren,

den meisten von Ihnen trete ich nun zum dritten Mal innerhalb von 24 Stunden gegenüber. Lassen Sie mich Ihnen sagen: Ich tue das gern.
Denn ich stehe hier den führenden Meinungs- und Medienmachern aus ganz Europa gegenüber, die sich nun zum ebenfalls dritten Mal in der Landeshauptstadt Potsdam treffen, deren Oberbürgermeister ich bin.
Ich stehe hier ebenso vor führenden Vertretern wichtiger Medien der arabischen Welt, die die Möglichkeit des M100 Sanssouci-Kolloquiums zu einem Meinungsaustausch genutzt haben.
Ich, der Oberbürgermeister einer vergleichsweise kleinen Stadt, eher am Rande des Weltgeschehens gelegen.
Vielleicht nicht ganz am Rande.
Erinnern wir uns:
Das entzückende kleine Theater, in dem wir uns zurzeit aufhalten, gehört zum Neuen Palais. Dieses Schloss ließ Friedrich II. nach dem Siebenjährigen Krieg von 1756 bis 1763, den er gegen die europäischen Großmächte geführt hatte, erbauen. Mit dieser „Fanfaronade“, dieser Prahlerei, wie er es selbst bezeichnete, wollte er beweisen, das Preußen noch immer reich und mächtig war.
Für den deutschen Kaiser Wilhelm II., der seinerseits Europa in einen verheerenden Krieg trieb, war dieses Schloss bevorzugter Aufenthaltsort. Und schließlich wurde unweit von hier, im Cecilienhof, dem letzten Schlossbau der Hohenzollern, 1945 die Teilung Europas für die nächsten 45 Jahre zementiert. Eine Teilung, von der auch Potsdam als Grenzstadt betroffen war.
Nicht zu vergessen die Tatsache, dass heute nahe bei Potsdam das Einsatzführungskommando der Bundeswehr militärische Auslandseinsätze koordiniert, darunter den in Afghanistan.
All diese Tatsachen zusammengenommen könnten erklären, warum sich die Landeshauptstadt Potsdam in einer besonderen Verantwortung fühlt, einen Beitrag zum Dialog zwischen Ost und West zu leisten. Sie könnten erklären, warum sich Potsdam zunehmend auf eine Rolle als Brücke zwischen West und Ost einlässt – so wie mit dieser Konferenz.
Es gibt einen zweiten Grund für eine besondere Rolle Potsdams in diesem Dialog.

1685 schrieb der nicht zu Unrecht „Großer Kurfürst“ genannte Friedrich Wilhelm mit seinem Einwanderungsedikt für die in Frankreich verfolgten Hugenotten seine Politik der Toleranz für sich und seine Nachfolger fest. Gewiss, ähnliche Beispiele von Toleranz gab es auch in anderen Gegenden Deutschlands.
Nirgends aber, so scheint es, wurde die Aufnahme und die Integration vom Menschen anderer Kultur und anderen Glauben so konsequent umgesetzt wie in Preußen vom Großen Kurfürsten und seinen Nachfolgern. Es begann mit Schweizern und Franzosen, setzte sich fort mit Juden, Holländern und Böhmen und führte bis zur massenhaften Ansiedelung polnischer Bergarbeiter im damals preußischen Ruhrgebiet.
Lassen wir an dieser Stelle speziell noch einmal Friedrich II. zu Wort kommen.
Von ihm sind zahlreiche Äußerungen überliefert, mit denen er die Gedanken seines Urgroßvaters vertiefte. So schrieb er zum Beispiel in einem Brief an Voltaire: „Die Toleranz muss jedem Staatsbürger die Freiheit sichern, zu glauben, was er will.“
Es soll hier sein wohl bekanntes Zitat zu diesem Thema nicht verschwiegen werden: „Die Religionen müssen alle tolleriret werden und mus der Fiscal nuhr das Auge darauf haben, daß keine der anderen Abbruch tuhe, den hier mus ein jeder nach seiner Fasson selich werden.“
Oder anders ausgedrückt, wenngleich auch in seinen eigenen Worten: „Ein jeder Kann bei mir glauben was er will, wenn er nur ehrlich ist.“
Diese, auch diese Tradition scheint mir ein guter Grund zu sein, der Rolle Potsdams in einem Dialog zwischen Ost und West einiges an Gewicht zu verleihen.

In einem Archiv in Leipzig, meine sehr geehrten Damen und Herren, gibt es eine, wie ich annehme, Kopie einer Depesche aus dem Jahr 1588. In ihr wird sehr anschaulich beschrieben, wie die spanische Armada gegen England ausgerüstet wurde. Wie viele Schweine und Weinfässer, wie viel Schießpulver und wie viele Soldaten an Bord der Schiffe gebracht wurden.
Schon damals war wohl keiner der Leser in der Lage, den Wahrheitsgehalt dieser Beschreibung zu überprüfen. Um so weniger ist dies in der heutigen, einer vernetzten Welt, möglich, in der Nachrichten im Sekundentakt entstehen und verbreitet werden.

Im Verlaufe des heutigen Tages haben Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren, so diffizile Fragen diskutiert wie die journalistischen Standards nach dem 11.9., die Rolle der türkischen und arabischen Medien in Europa oder über ideologische Einflüsse auf die Medien.
Es ist das große Verdienst dieses dritten Treffens von M100, für diese Gespräche miteinander eine Plattform geschaffen zu haben. eine Möglichkeit, sich über diese und andere Themen und die vielleicht auch kontroversen Sichten miteinander auszutauschen. Ich halte die Tatsache, dass hier in Potsdam Medienmacher aus Ost und West miteinander gesprochen haben, für einen bedeutsamen Schritt.
„Miteinander“ – so heißt für mich auch das Zauberwort dieses Tages: Wenn es gelungen ist, in der Diskussion Verständnis für die unterschiedlichen Sichten auf manche Ereignisse und Entwicklungen zu wecken, wenn es gelungen ist, eine Gesprächsbasis zu entwickeln, dann hat dieses Treffen aus meiner Sicht sein Ziel bereits erreicht. Dieses Treffen weist damit in die Zukunft, eine Zukunft, in der die Frage nach der Rolle der Medien in einer immer stärker zusammenrückenden Welt gründlicher analysiert und verantwortungsvoller betrachtet werden muss. Einen Blick in die Zukunft zu werfen, bedeutet, die Frage zu stellen, welchen Beitrag die Medien für das friedliche Miteinander der Menschen und Völker leisten können. Es liegt auf der Hand, dass die Probleme der Menschheit – Klimawandel, Ressourcen, Hunger, Aids, religiöser Fanatismus, Terrorismus – um nur einige zu nennen, nur im Miteinander gelöst werden können.
Man benötigt sehr viel Macht, um diese Probleme anzugehen, Lösungen zu finden und sie durchzusetzen.
Ein Teil dieser Macht, meine sehr geehrten Damen und Herren, liegt in ihren Händen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,
Ihr Programm sieht für den heutigen Abend noch zwei Höhepunkte vor: die soeben begonnene Plenary Session und die Verleihung des M100-Medienpreises.
Ich möchte Ihnen für die nun folgende Plenarsitzung weitere Erkenntnisse, Denk- und Handlungsansätze für Ihre zukünftige Bau-Tätigkeit an der Brücke zwischen Ost und West wünschen. Ich wünsche Ihnen Erfolg bei diesem Werk, dessen Bedeutung gar nicht überschätzt werden kann.
Ich als Oberbürgermeister einer vergleichsweise kleinen Stadt, eher am Rande des Weltgeschehens, würde es sehr begrüßen, wenn dennoch von dieser Stadt, von Ihnen und von diesem Treffen nachhaltige Impulse für eine ein wenig bessere und verständnisvollere Welt ausgehen würden.
In diesem Sinne freue ich mich bereits auf das M100 Sanssouci Colloquium 2008.

   
   
 
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